Bike-Begeisterung

Das Fahrrad hat für die alltägliche Mobilität eine große Bedeutung: Es ist auf kurzen bis mittleren Strecken meist das schnellste, kostengünstigste und effektivste Verkehrsmittel und (nahezu) permanent verfügbar. Mehr Radverkehr heißt auch mehr Lebensqualität sowohl in den Städten als auch auf dem Land.

Der Hype ums Bike ist ungebrochen. Die Art und Weise, wie Menschen unterwegs sind, zeigt auf einer Mikroebene den persönlichen Lebensstil und ist auf der Makroebene ein Treiber für gesellschaftliche Veränderungen. Die Fahrradmobilität beweist dies sehr deutlich. Zunächst sprichwörtlich angetreten von einer jungen Gruppe von umweltbewussten und designaffinen Großstadt-Elite, ist aus dem Bike bzw. dem Radeln ein echter Lifestyle resultiert, der nach und nach die ganze Gesellschaft erfasst hat. Die Zahlen sprechen Bände: 39 Prozent der Deutschen zwischen 14 und 69 Jahren nutzen das Fahrrad oder Pedelec regelmäßig als Verkehrsmittel und/oder in der Freizeit. 25 Prozent aller Befragten planen in den nächsten 12 Monaten den Kauf eines Fahrrads oder Pedelecs. Die durchschnittliche Ausgabebereitschaft liegt bei ca. 1.424 Euro. Wenig überraschend ist das E-Bike der Motor der Fahrradbranche. 2023 wurden in Deutschland mit 53 Prozent erstmals mehr E-Bikes als klassische Fahrräder verkauft. 1,9 Millionen abgesetzten Fahrrädern standen 2,1 Millionen E-Bikes gegenüber. Bemerkenswert ist dabei der hohe Fachhandelsanteil, der um einen Prozentpunkt auf 77 Prozent gestiegen ist, während SB-Warenhäuser, Baumärkte und Discounter weiter etwas an Bedeutung verloren.

Das Fahrrad ist den Deutschen viel wert

Auf hohem Niveau stabil waren 2023 die Umsätze der Fahrradbranche: Der Wert der in Deutschland verkauften Fahrräder und E-Bikes betrug 7,06 Milliarden Euro (2022: 7,36 Mrd. Euro, 2021: 6,56 Mrd., 2019: 4,0 Mrd). Über alle Verkaufskanäle hinweg (Fachhandel, Online, SB-Märkte etc.) verzeichnete die Branche 2023 einen Brutto-Durchschnittspreis bei Fahrrädern von 470 Euro (2022: 500 Euro) und bei E-Bikes von 2.950 Euro (2022: 2.800 Euro). Zu berücksichtigen ist dabei der zunehmende Anteil von naturgemäß deutlich höherpreisigen Lastenrädern, der die Durchschnittspreise anhebt. Das Bike – mit oder ohne „E“ – ist im Verkehrsmittelvergleich auch das Fortbewegungsmittel mit dem größten Wachstumspotenzial, denn in Zukunft wollen es 46 Prozent der Befragten häufiger nutzen als bisher. Diese Zahlen galten schon vor Verkündung der drohenden Spritpreiserhöhungen. Generell wird das Fahrrad am häufigsten für kurze Erledigungen oder zum Einkaufen genutzt, für den Besuch von Freunden, Familien oder Bekannten und für Tagesausflüge.

Differenzierter Markt

Das Bike ist längst zum festen Bestandteil jedes Haushalts geworden. Waren die bunten „Radler-Welten“ der 1990er Jahre noch ein reiner Freizeittrend der damals neuen Spaßgesellschaft, ist Radfahren heute ein selbstverständlicher Teil der Alltagsmobilität – effizient und umweltbewusst. Rund 80 Prozent aller Haushalte in Deutschland besitzen mindestens ein Fahrrad, in 30 Prozent sind sogar drei oder mehr Fahrräder vorhanden, das sind etwa 84 Millionen Fahrräder, davon 11 Millionen E-Bikes, die immer öfter zum Einsatz kommen. Die Generation 50plus hat das E-Biken für Sport und Freizeit stark belebt.

Radfahrer nutzen aktuell vor allem herkömmliche Räder wie Stadt- oder Cityräder (45 Prozent), gefolgt von Mountainbikes (28 Prozent). Pedelecs nutzen aktuell 23 Prozent der Radfahrer und Lastenräder (nichtelektrisch oder elektrisch) 3 Prozent. Der Markt differenziert sich dabei immer weiter aus: Fixies, Lastenräder, Steel Road Bikes, Pedelecs, Gravel Bikes, Urbanbikes, Einräder, Crossbikes, Tandems, Liegeräder, Lastenräder, Rennräder, dazu Unterkategorien wie All Mountain, Trail, Marathon – die Liste der Angebote wird immer länger und die Preislisten sind nach oben hin weit offen.

Entwicklung fordert Infrastruktur

Mit dem Rad-Boom sind auch die infrastrukturellen Ansprüche gestiegen und der Bedarf hat sich verändert. Es wird mehr Raum und Sicherheit sowie politische Wertschätzung für Radfahrer gefordert. Die Politik hat reagiert und fördert den Radverkehr in Deutschland als zukunftsweisende, emissionsfreie und platzsparende Mobilitätsalternative. Die größte Entwicklung der Gesamtbranche verzeichneten nach dem Boom und dem leichten Abflachen durch die langsam eintretende Marktsättigung zuletzt die Dienstleistungen. Leasing, Sharing und der Verleih von Fahrrädern nahmen großen Aufschwung. Hier konnte der Umsatz bundesweit von 860 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 3,5 Milliarden Euro im Jahr 2022 mehr als vervierfacht werden. Großer Treiber in diesem Bereich ist das Dienstrad-Leasing. Bereits jedes vierte neue E-Bike ist geleast. Mit Blick auf den Markt- und Innovationstreiber E-Bike nehmen die Unternehmen aus der deutschen Fahrradbranche inzwischen übrigens weltweit eine Vorreiterrolle ein. ‚Engineered in Germany‘ und ‚Made in Europe‘ sind bei E-Bikes Garanten für Ingenieurskunst, Design, Qualität, Nachhaltigkeit und Werterhalt.

Hohes Radl-Potenzial in Niederbayern

Für einen stabilen Fahrradwirtschaftsstandort Deutschland ist ein Dreiklang aus Ausbau des Radwegenetzes für den Alltagsverkehr, Ankurbeln der Nachfrage und der Förderung von Unternehmen erforderlich: enormes Wirtschaftswachstum kann entstehen. Niederbayern mit seinen Hunderten von Kilometern Radwegen und einem außerordentlich attraktiven Angebot an Tourismuszielen hat als Wirtschaftsstandort aber nicht nur diesbezüglich jede Menge Radl-Potenzial.

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